Toshiba e750BT

(01.07.2004 00:00 CET)

Wer die World of PPC in den letzten Monaten aufmerksam verfolgt hat, der wird bemerkt haben, daß der Anteil der Tests von Toshiba-Geräten extrem gering war. Dies ist zum einen darauf begründet, daß Toshiba mit Pressepreisen und Support sehr sparsam ist (um nicht zu sagen minimalistisch), zum anderen, daß mich persönlich die Toshiba-Geräte nie richtig anzusprechen verstanden. Nun ergab es sich im Juli 2003, daß mit Windows Mobile 2003 das neue Betriebssystem auf den Markt kam, und ausgerechtet ein Toshiba (neben dem iPAQ 2210) das erste Gerät damit war. Stolz und subjektives Missfallen beiseite und auf zum Test:

Der Toshiba e750 ist der Nachfolger des e740, mit allen Vorteilen, die daraus entstehen: Ein weit verbreitetes Zubehörportfolio an Taschen, Alucases, GPS-Mäusen, etc. Damit ist natürlich auch klar, daß die Bauform die selbe ist, der Toshiba e750 ist mit seinen Maßen von 80 x 125 x 16 mm von der Grundfläche her recht groß, von der Dicke aber immer noch faszinierend gering. Besonders, wenn man betrachtet, daß der e750 sowohl einen CF Typ II- als auch einen SD-Karten-Slot integriert hat, letzterer sogar SDIO, also für SD-Applikationskarten geeignet.

Das Display des e750 ist "advanced transflective" mit 65K Farben, also in jedem Fall dem Standard, der mitterweile besteht, entsprechend, und um Längen besser, als das des damaligen Einstiegsmodells von Toshiba, des e570. Mit einer Diagonale von 3.8 Zoll gehört es zu den größeren Display der aktuellen Pocket PCs. Lesbar ist es gut, Kontrast und Helligkeit sind in Ordnung, auch wenn man subjektiv von der Qualität der iPAQ-Displays immer noch ein wenig entfernt ist. Dies aber sind als einzige die iPAQ-Displays nicht, in sofern ist das sicherlich kein negatives Urteil.

Wie die ganzen Windows Mobile 2003-PDAs ist der e750 mit dem PXA-255-Prozessor ausgestattet, dies kann man recht gut an den Benchmarks erkennen, die im Vergleich mit den verschiedenen Pocket PC 2002/PXA-250-Geräten deutlich besser sind. Sicherlich sind Benchmarks Werte, die unter klinischen Bedingungen gemessen werden, nichts desto trotz kristallisiert sich nach Launch von Spb Benchmark ein Standard heraus, mit dem verschiedene Geräte unter vergleichbaren Bedingungen getestet werden. So werden Werte gebildet, die nicht nur absolute Prozessorgeschwindigkeiten und Zugriffszeiten, sondern auch Applikationsstart- und Laufzeiten mit einkalkulieren und so unter den gegebenen Bedingungen repräsentative Werte bilden.



Im Karton befinden sich Netzteil, Eingabestift, USB Cradle, Netzanschlußkabel, Soft Case, Quick-Start Anleitung und Benutzerhandbuch, auf der beiliegenden CD u.a. Microsoft Active Sync 3.7 und Microsoft Outlook 2002. Wer noch eine ältere Version von ActiveSync installiert hat, der muß in jedem Fall updaten, denn Windows Mobile 2003 läßt eine Synchronisation mit dem Desktop nur mit 3.7 zu.

Der Toshiba e750 wird wahlweise mit WLAN oder BT-Modul ausgeliefert, die BT-Variante ist die erste, die mit Windows Mobile 2003 ausgestattet ist (für den 750 wird es ein Update geben). Der Bluetooth-Manager ist ins Betriebssystem eingebettet, dies wird ja als einer der großen Vorteile von WM2003 propagiert. Die Bindung mit Bluetooth-GPS, Mobiltelefon und Notebook funktionierte hervorragend. Im Gegensatz zur Konkurrenz läßt der BT-Chip des e750BT sich nicht nur durch Software, sondern physisch durch einen kleinen DIP-Schalter unten am Gerät ausschalten. So kann man beispielsweise vollkommen risikolos mit dem Gerät im Flugzeug arbeiten, ohne, daß man einmal nach Einschalten und Kommunikation mit dem BT-Chip funkt. Nicht ganz ungefährlich allerdings: Der Haupt-Batterieschalter liegt direkt daneben, man sollte in jedem Fall genau hinschauen, welchen Schalter man mit dem Stift zur Seite schiebt...

Das Verfahren der Geräteerkennung, -bindung und des Betriebs ist ein wenig anders als bei den iPAQs, nach Erkennung der Geräte und ihrer Dienste wird über den "Registrierungsverlauf" festgelegt, welches Gerät Standard ist. Dies ist beim Einsatz eines Bluetooth-GPS eine sehr schöne Lösung, spart man sich doch dadurch das hochpoppen des Bluetoothmanagers und die manuelle Auswahl des Geräts, das verwendet werden soll. Die Bindung/der Betrieb eines SE T610, Nokia 7650 und 3650, einer Socket BT-Karte im Notebook, eines Fortuna GPSmart, eines Socket Bluetooth-GPS und des Extrabyte Bluetooth-GPS waren vollkommen problemlos. Für den Betrieb eines Mobiltelefons via Bluetooth steht ein entsprechender Modemeintrag zur Verfügung.
Einzig ungewohnte Tatsache ist die Wahl der Bluetooth-LED: Haben alle anderen Hersteller sich für dem Namen entsprechende blaue LEDs entschieden, so hat Toshiba eine orange verwendet. Da diese LED allerdings beim WiFi-Modell ebenfalls zum Einsatz kommt, ist dies sogar halbwegs verständlich und der Funktion tut es nun mal keinen Abbruch.
Für die Praxisanwendung hat Toshiba dem e750BT einiges an Software spendiert: Einen Bluetooth-FTP-Server und -Client, ein Chatprogramm, mit dem man zwischen zwei PDAs per Bluetooth kommunizieren kann, was gerade in Meetings natürlich äußerst hilfreich ist, und die Möglichkeit des Bluetooth Activesyncs.

Was man dem e750 einfach bestätigen muß: Meiner Meinung nach ist er von der Verarbeitung her der hochwertigste PDA, der momentan auf dem Markt ist. Da knackt und knartscht nichts, die Mischung aus Plastik und Metall (-look) passt gut zusammen, und es sind viele Kleinigkeiten, die man bei anderen PDAs so einfach nicht beachtet hat. Beispielsweise hat der e750 als einziger mir bekannter PDA eine Auswurftaste für die CF-Karte, ein Merkmal, daß bei jedem Notebook Standard ist. Die Anordnung der Bedienelemente und Tasten, die Stabilität, all dies sind Dinge, bei denen der e750 sich eindeutig von der Masse abhebt.

Ebenfalls vorteilhaft: Es stehen knapp 32MB als Flash ROM Disk zur Verfügung, also als Speicher, der wie eine Speicherkarte anzusprechen ist, aber auch von einem Stromverlust nicht gelöscht wird.

Hochinteressant und ein wenig verwirrend ist die unterschiedliche Lauffähigkeit verschiedener Programme zwischen dem iPAQ 2210 und dem e750BT. Während meine Standardanwendungen (PrintPocketCE, PocketPixPrint, CodeWallet, PocketScreenSnap, PHM Regedit) auf dem 2210 einwandfrei installierbar waren, meldeten die meisten auf dem e750BT, daß diese Anwendungen nicht für die vorliegende Betriebssystemversion geschrieben worden seien, ob man sich sicher sei und fortfahren wolle. Alle ließen sich starten, nur die ersten beiden weigerten sich, per Infrarot auf einem Brother MW-100 zu drucken. Ein Update auf die neueste Version löste das Problem.
Der Mobile Navigator European Edition allerdings war da weniger entgegenkommend: Auf dem iPAQ 2210 problemlos installier- und betreibbar, auf dem e750BT gar nicht erst zu starten, der TomTom Navigator 2 wiederum problemlos. Auch meine Prolink-WLAN-Karte, die auf dem iPAQ problemlos läuft, verweigert den Betrieb auf dem e750BT mit einer Fehlermeldung.
Es ist davon auszugehen, das all dies Probleme sind, die temporär auftreten, bis die Hersteller ihre Treiber/Programme angepasst haben. Der Unterschied zwischen dem selben Betriebssystem auf zwei PDAs unterschiedlicher Hersteller allerdings zeigt deutlich, wie stark die Anpassungen, die die Hersteller machen, die PDAs beeinflussen.

Eine Erweiterung, die den professionellen Anspruch des e750 betont, ist das optionale USB Expansion Pack. Dies wird unten auf den PDA aufgesetzt, ermöglicht trotzdem die Synchonisation, erweitert den e750 aber um zwei ganz wichtige Funktionalitäten: Die Anschlußmöglicheit eines externen Monitors bzw. eines Projektors und einen USB-Host, an den beispielsweise eine USB-Tastatur ohne Treiberinstallation direkt angeschlossen und verwendet werden kann. Für ersteres liegt auf der Companion-CD des e750 noch ein Softwarepaket bei, das IA Screen Mirror (zur Wiedergabe des Bildschirms auf dem Monitor) und den IA Presenter (zur Wiedergabe von Powerpoint-Präsentationen) enthält. Mit diesem kleinen Paket kann der e750 im Office-Umfeld optimal eingesetzt werden.

Preis:

EUR 669,- z.B. hier

Fazit:

Manchmal zahlt es sich eben doch aus, wenn man über den Tellerrand schaut und subjektive Eindrücke überwindet. Der Toshiba e750 ist mit seiner Verarbeitung, der Integration des Bluetooth in die Systemapplikationen, der Erweiterbarkeit für mich einer der interessantesten Pocket PCs, die momentan auf dem Markt sind.

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